Berliner Zeitung 3 March 2016

It’s very nice to see that the city of Berlin is copying our last project the mobile park, the Parklet that we, LocalSmarts created with the Weißenseer Spitze! A most definite proof of local impact for a better city.

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Schönhauser Allee wird umgebaut – aus Parkplätzen werden Sitzecken

Peter Neumann

Wo heute noch Autos parken, sollen künftig Blumen blühen, Passanten auf Bänken sitzen oder Fahrräder stehen. Die Schönhauser Allee, eine der wichtigsten Straßen in Prenzlauer Berg, wird zum Experimentierfeld. Ideen, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen, sollen in diesem Jahr konkret werden.

„Die Planungen haben begonnen“, sagte Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung. Es zeichnet sich aber ab, dass die meisten Neuerungen erst 2017 realisiert werden – und für die radikalste Maßnahme, die halbseitige Sperrung, gibt es keinen Zeitplan. Die Autofahrer bekommen eine Schonfrist.

Das ist zu Beginn geplant: Nach Informationen der Berliner Zeitung werden 12 bis 15 Parkplätze entlang der Schönhauser Allee aufgehoben, Autos dürfen dort nicht mehr stehen. Betroffen ist der Abschnitt rund um die Schönhauser Allee Arcaden am S-Bahnhof. Die Parklücken werden zu „Parklets“ umgestaltet – zu Aufenthaltsflächen für Fußgänger. Auf rollbaren Holzpodien stehen Blumenkübel und Bänke, Abstellplätze für Fahrräder sind ebenfalls denkbar. So entstehen Ruheräume, die zugleich den Platz für die Passanten vergrößern.

Vorbild San Francisco

Im Bezirk Pankow sind „Parklets“ nichts Neues. Ein Prototyp, ebenfalls fahrbar mit Tisch und Bänken, ging im vergangenen Jahr rund um die Weißenseer Spitze auf Tour. Heather Ann McKee und Bas Kools vom Projekt Local Smarts hatten sich das Freiluft-Wohnzimmer ausgedacht. Sie sind Preisträger des Wettbewerbs „Mittendrin Berlin“, der von der Industrie- und Handelskammer sowie dem Senat ausgelobt wurde.

Früher Parkplätze, heute begrünte Sitzecken: In San Francisco gibt es „Parklets“ schon länger. Die Idee stammt von dem dänischen Planungsbüro Gehl Architects, das in der US-Westküstenstadt einen Ableger hat. Gehl-Planer waren es auch, die „Parklets“ für die Schönhauser Allee vorgeschlagen haben – bei einem Workshop im Juni 2015.

Radverkehr auf der Straße

Allerdings stehen nun erst mal Ausschreibungen, Prüfungen und andere Verfahrensschritte an – und das dauert. Ein Beispiel: Weil die Holzpodien auf Rädern bewegt werden können, müssen sie dem Straßenverkehrsrecht genügen. So könnte es in diesem Jahr wohl nur ein oder zwei Prototypen geben, die meisten „Parklets“ kämen 2017.

Die zweite Veränderung erfolgt wahrscheinlich ebenfalls noch nicht in diesem Jahr. Vor dem Einkaufszentrum soll der Radverkehr vom Gehweg auf die Fahrbahn verlagert werden. Für die Radfahrstreifen fallen weitere Stellplätze für Autos weg. „Mein Informationsstand ist, dass es erst 2017 dazu kommt“, sagte Stadtrat Kirchner. Wie berichtet, hatte sich die Verkehrslenkung Berlin lange gegen die Extra-Fahrspuren gesträubt, die Senatsbehörde stimmte erst im Herbst zu.

Die Verkehrsplaner im Senat sind sich bewusst, dass auf der Schönhauser Allee unterschiedliche Interessen zusammenprallen. Auf der Hauptverkehrsstraße sind täglich rund 26.000 Kraftfahrzeuge unterwegs. Es gibt aber auch viel nichtmotorisierten Verkehr, den der Senat fördern will. So sind auf den 1,60 Meter schmalen Radwegen werktags im Schnitt 4500 Radfahrer unterwegs, und zwischen Stargarder und Wichertstraße wurden pro Stunde rund 1800 Fußgänger gezählt. Für diese Verkehrsteilnehmer muss etwas getan werden, heißt es.

Nein zur neuen Begegnungszone

Allerdings haben Beobachter das Gefühl, dass der Senat vor radikalen Änderungen zurückscheut – zumal im September gewählt wird. So ist derzeit ungewiss, ob und wann die dritte Stufe der geplanten Änderungen realisiert wird. Im Workshop im Juni wurde vorgeschlagen, vor dem Einkaufszentrum die östliche Fahrbahn für Autos zu sperren. Wer aus dem Süden kommt, müsste an der Kreuzung Stargarder Straße auf die westliche Fahrbahn schwenken.

In Kreuzberg bekommen die Planer gerade bei einem anderen Vorhaben Gegenwind. Die Bergmannstraße soll zur zweiten Berliner Begegnungszone werden – mit Tempo 20, mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger. Zwar gibt es noch keine konkrete Planung. Doch bereits die ersten Ideen, die im Internet zur Debatte stehen, erhielten mehr Nein- als Ja-Stimmen. Zitate: „Verschwendung von Steuergeldern“, „die Parkplatznot wird noch größer werden“. Für diesen Freitag lädt der Senat zur „Bürgerwerkstatt“ ins Columbia Theater ein. Es wird turbulent.